Sie kommen wie aus dem Nichts, mit Sturmhauben vermummte Männer,
martialisch gekleidet und ausgerüstet. Eine brutale Gang? Eine
Antiterror-Truppe? Nein, unter den Masken verbergen sich die Gesichter
von US-Staatsdienern, genauer von Beamten der Einwanderungs- und Grenzschutzbehörde ICE.
Doch sie sind nicht auf der Suche nach kriminellen Schleusern, sondern
nach Zimmermädchen, Kellnern, Köchen oder Erntehelfern ohne Papiere. Die
Razzien werden immer häufiger und größer, Tausende werden festgenommen
und in Abschiebegefängnisse gebracht.
Sie kommen wie aus dem Nichts, mit Sturmhauben vermummte Männer,
martialisch gekleidet und ausgerüstet. Eine brutale Gang? Eine
Antiterror-Truppe? Nein, unter den Masken verbergen sich die Gesichter
von US-Staatsdienern, genauer von Beamten der Einwanderungs- und Grenzschutzbehörde ICE.
Doch sie sind nicht auf der Suche nach kriminellen Schleusern, sondern
nach Zimmermädchen, Kellnern, Köchen oder Erntehelfern ohne Papiere. Die
Razzien werden immer häufiger und größer, Tausende werden festgenommen
und in Abschiebegefängnisse gebracht.
US-Präsident Donald Trump
hatte versprochen, pro Jahr eine Million Migranten aus dem Land zu
befördern. Andere Ankündigungen – wie einen schnellen Frieden für die Ukraine oder für Nahost – musste er kassieren, doch dieses Versprechen will der 79-Jährige einlösen. Um jeden Preis.
USA-Experte Thomas Jäger spricht von „Deportationen“
Dass die USA nicht zimperlich sind, wenn es um Migration geht, hat
Tradition. „Auch unter demokratischen Präsidenten ist kräftig
abgeschoben worden, sagt der USA-Experte Thomas Jäger im Gespräch mit
unserer Redaktion. „Doch da ging es eher um diejenigen, die kurz im
Land waren, die einen Asylantrag gestellt haben, der nicht akzeptiert
wurde. Aber jetzt trifft es Menschen, die seit vielen Jahren in den
Vereinigten Staaten leben. Da muss man von Deportationen sprechen –
betroffen sind Menschen, die, auch wenn sie keinen legalen Status haben,
an das Versprechen geglaubt haben, in den USA zu leben, zu arbeiten und
ihre Kinder großzuziehen.“
Tatsächlich gab es schon unter dem demokratischen Präsidenten Barack
Obama Bestrebungen, Zuwanderern, die bereits lange in den USA leben,
die Möglichkeit zu erleichtern, Staatsbürger zu werden. Schließlich
zahlen – je nach Schätzung – 50 bis 70 Prozent unter ihnen regulär
Steuern. Doch diese Reform kam letztlich nicht zustande. Jäger: „Trump
will heute davon nichts wissen. Er sagt, dass, wer auch immer illegal ins Land gekommen ist, die Gesetze gebrochen hat. Ob es sich damals um ein Kind gehandelt hat, spielt nach der Rechtsauffassung dieser Regierung überhaupt keine Rolle.“
Für Jäger, Professor für internationale Politik
an der Universität zu Köln, steckt System dahinter: „Es geht um
Abschreckung. Man will die Migration weitgehend stoppen und erreichen,
dass diejenigen, die in den USA leben, von selbst ausreisen.
Rechtsstaatliche Verfahren werden nicht eingehalten.“ So werde der
Rechtsstaat von einer Regierung ausgehöhlt, die sich selbst nicht an das
Recht halte und „sogar Gerichtsurteile ignoriere“. Jäger fürchtet, dass
die Missachtung der Gewaltenteilung die Demokratie in den USA
gefährdet. „Der Kongress hat sich von seiner Kontrollfunktion
verabschiedet, nachdem das Haushaltsrecht, das er innehat, nicht mehr
beachtet wird.“ Hinzu komme, dass die Regierung auch im Supreme Court
einen Verbündeten hat. Das höchste Gericht sorge dafür, dass der
Präsident „letztlich machen kann, was er will“.
Ein gebürtiger Mexikaner starb bei einem Gefangenentransport
Zuletzt häufen sich Fälle, bei denen Verhaftete verletzt wurden oder gar starben. Der britische Guardian recherchierte
den Fall eines 68-jährigen gebürtigen Mexikaners, der über Jahrzehnte
in den USA arbeitete und lebte. Der Vater von sechs Kindern, der nicht
über einen legalen Einwanderungsstatus verfügte, wurde im April in
Abschiebehaft genommen. Auf dem Weg in ein Gefängnis in Georgia starb
er. Was genau geschah, erfuhren die entsetzten Angehörigen in Mexiko,
die beteuern, dass der Mann zuvor gesund gewesen sei, zunächst nicht.
Kaum absehbar sind die wirtschaftlichen Folgen der beispiellosen
Migrationspolitik. Während bis zu 45 Milliarden Dollar in die
Infrastruktur für die Abschiebemaschinerie gepumpt werden sollen, wachsen die Klagen von Landwirten und Gastronomen,
dass der harte Kurs ihre Existenz gefährde. Die Regierung spricht von
zwölf Millionen Menschen, die kein Recht hätten, sich in den USA
aufzuhalten – ein gewaltiges Reservoir an Arbeitskräften und
Konsumenten.
„Das Land leidet schon jetzt unter Arbeitskräftemangel. Viele Leute
ohne Papiere trauen sich aus Angst vor der ICE nicht mehr zur Arbeit.
Sie hoffen, dass sich die Situation wieder beruhigt“, sagt Jäger. „Aber
die Regierung wird diesen Kurs in den nächsten dreieinhalb Jahren in
dieser Geschwindigkeit durchziehen.“ Die große Frage sei, ob sich
Trump-Wähler abwenden, wenn sie ihre Zukunft durch seine Politik
gefährdet sehen. Immerhin würden aktuelle Umfragen zeigen, dass sich die
Stimmung gedreht hat: Eine knappe Mehrheit ist gegen die schärfere
Abschiebepolitik, Massenabschiebungen lehnen gar zwei Drittel der
Befragten ab.
Experte Jäger: Trump und seine Ideologen wollen die Dominanz der Weißen bewahren
Gesellschaftlich zeichnen sich ebenfalls tiefgreifende Einschnitte
ab. Jäger ist sich sicher, dass Trump und die Ideologen an seiner Seite,
die USA in die Fünfzigerjahre zurückführen wollen. „Es geht ihnen
darum, die Dominanz der Weißen aufrechtzuerhalten, die sie durch den
Zuwachs der hispanischen Bevölkerung gefährdet sehen.“ Doch dieser Kurs
werde die Spaltung des Landes noch verschärfen.
Experte Jäger sieht eine weitere Gefahr auf die USA zukommen. Die
massiven Abschiebungen würden ohnehin schon wirtschaftlich durch die
restriktive Handelspolitik der USA hart getroffene Staaten wie Mexiko,
Venezuela oder El Salvador politisch weiter destabilisieren. „Schwache
Staaten stecken ihre Nachbarn an – also auch die USA“, warnt er. „Weil
Kriminalität entsteht, wenn viele Menschen Waffenhandel oder
Drogenschmuggel als einzigen Ausweg aus der Armut sehen.“
Stoppt Abschiebungen und den Trumpismus, damit wir die Migranten/in leben können.
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