Menschen | Lebenswerk von Ursula und Jost Hess: Hausaufgabenhilfe des AK Asyl kündigt Ende an

So wird man Ursula und Jost Hess (Zweite und Dritter von links) immer in Erinnerung behalten: umrundet von Schülern, hier bei einer Spendenübergabe des Elly-Heuss-Gymnasiums. Foto: Archiv OberpfalzECHO  

 Danke für die Solidarische Arbeit mit den Menschen der Flucht und Wanderung | Antifagruppe Weiden Neustadt Anm.


Das Ehepaar Hess und seine Mistreiter paukten mit den Kindern von mittags bis spät – das kleine Abc und große Latinum, für Biologie bis Physik. Ihre Schüler haben es dank der Unterstützung des AK Asyl bis zum Schulabschluss, Beruf oder zum Studium gebracht. Aktuell werden rund 190 Schüler aus 21 Nationen betreut. Und das soll jetzt alles vorbei sein?

Nicht jetzt. Aber bald. Wie Jost Hess bestätigt, werde man die Hausaufgabenhilfe 2027 beenden. Im kommenden Schuljahr 2025/26 wird es erstmals keine Betreuung für Erstklässler aus Grundschulen geben, im Folgejahr 2026/27 fallen die Zweitklässler weg. Dann ist endgültig Schluss. In einer Schulleiterkonferenz wurden die Weidener Rektoren bereits informiert. Besonders Grund- und Mittelschulen sind betroffen, für Realschulen und Gymnasien musste das Angebot zuletzt ohnehin schon zurückgefahren werden.

Keine Nachfolge-Lösung gefunden

Das Ehepaar hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und durchaus auf eine Fortführung unter anderer Regie gehofft. „Ich habe Gespräche mit kirchlichen Einrichtungen, Caritas, Diakonie, Schulamt und der Stadt geführt“, berichtet Hess. Keiner sei bereit oder in der Lage, die Verantwortung und das Risiko zu tragen.

Ab dem Schuljahr 2026/27 müssen Städte und Gemeinden für die ersten Klassen verpflichtend ein Ganztagsangebot anbieten. So will es der Gesetzgeber. Schon das bringt die Kommunen durch nötige Umbauarbeiten an ihre Grenzen. Die Kinder werden künftig flächendeckend an den Schulen betreut – und damit auch die Flüchtlings- und Migrantenkinder.

Antrag der Grünen im Stadtrat

Die individuelle Betreuung des AK Asyl wird das nicht ersetzen können. Die Grünen im Stadtrat haben deshalb einen Antrag formuliert: Die Verwaltung möge Wege aufzeigen, wie der große Erfahrungsschatz des AK Asyl Weiden transferiert werden kann. Fraktionsvorsitzender Karl Bärnklau regt an, die „Erfahrungsträger“ in die neuen Strukturen einzubinden. Ein runder Tisch mit Schulamt, Sozialdezernat, Schulsozialarbeit und den bisherigen Mitarbeitern wäre ein erster Schritt.

In Weiden leben Bürger aus über 100 Nationen weitgehend problemlos zusammen, so Bärnklau. „Das ist neben vielen anderen engagierten Personen insbesondere der nun schon 40-jährigen Tätigkeit des AK Asyl zu verdanken. Und besonders hervorzuheben ist hier die unermüdliche Betreuungsarbeit der Hausaufgabenhilfe des AK Asyl für Flüchtlings- und Migrantenkinder.“

Ehemalige tauften Töchter „Ursula“

2027 wird Jost Hess 80 Jahre alt, seine Frau Ursula 81. Sie kämpft mit schweren gesundheitlichen Problemen. „Die Situation fordert uns“, sagt Jost Hess. Jahrzehntelang hat seine Frau Kinder auf einen guten Lebensweg gebracht, erst die eigenen, dann Kinder aus aller Welt. Es gibt einige Ehemalige, die ihre Töchter aus Dankbarkeit „Ursula“ getauft haben.

„Das war ein Stück unseres Lebens“, sagt Jost Hess. Und es bleibt ein Stück ihres Lebens. Am Geburtstag von Ursula Hess klingelte kürzlich das Telefon. Der Anruf kam aus Mumbai in Indien. Ein früherer Schüler wollte gratulieren, jetzt Leiter der Zweigstelle der Commerzbank in der indischen Metropole. Ursulas Geburtstag ist bei ihm immer noch rot im Kalender markiert. 

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