In Amberg demonstrierten am Wochenende Hunderte
gegen die Diskriminierung Homosexueller. In Regensburger macht André P.
dasselbe ganz alleine. Auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts
reagiert der Russe mit radikalem Protest.
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André Preece demonstriert vor dem
Verwaltungsgericht in Regensburg. Weil dort eine Richterin zweifel an
seiner Homosexualität äußerte und deswegen den Preeces Asylantrag
ablehnte, ist der Russe seit MIttwoch im Hungerstreikt.
Bild: Würth, Wolfgang
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Weil ihm die Abschiebung droht, hat
André P. am vergangenen Mittwoch einen Hungerstreik begonnen. Der Russe
steht seither jeden Arbeitstag mit einem Schild vor dem
Verwaltungsgericht, um auf seinen Fall aufmerksam zu machen. Ende Juli
hatte das Gericht über seine Klage gegen einen Bescheid des Bundesamts
für Migration und Flüchtlinge (Bamf) abgewiesen.
Vor vier Jahren war André P. mit seinem Partner nach Deutschland
gekommen. Das Paar fühlte sich in Russland wegen seiner Homosexualität
verfolgt. Nachdem das Bamf die Asylanträge abgelehnt hatte, entschied
auch das Verwaltungsgericht gegen André P. Weil es auch keine Berufung
zuließ, ist der 39-Jährige nun praktisch ausreisepflichtig.
Zuerst hatte der Quarteera e.V. über den Fall berichtet. In dem
Verein haben sich russische Homo- und Transsexuelle in Deutschland
zusammengeschlossen. Quarteera kritisiert besonders die
Urteilsbegründung: Demnach habe die Richterin nicht infrage gestellt,
dass Homosexuelle in Russland bedroht werden. Allerdings äußerte sie
Zweifel an André Ps. Homosexualität. "Das obwohl André mehrere Fotos,
Videos und Zeugenaussagen über seine Lebensgegebenheiten als Nachweis
gebracht hat", meldet Quarteera.
Protest vor der Arbeit
Aus Angst vor der Abschiebung hat sich André P. nun zum Hungerstreik
entschieden, nimmt seither nach eigener Aussage nur mehr Wasser zu sich.
Vor der Arbeit bei der Post steht er von 7 bis 8.30 Uhr auf dem
Regensburger Haidplatz am Eingang zum Gericht. Inzwischen mache sich der
Hungerstreik körperlich bemerkbar. Am Freitag hatte er mit körperlicher
Schwäche und Fieber zu kämpfen, berichtet André P. unserer Redaktion.
"Heute geht es mir besser", erklärt André P am Samstag weiter. Dennoch
werde er am Montag nach seinem Protest einen Arzt aufsuchen.
Schlechter stehe es um die Psyche. André P. fühlt sich im Stich
gelassen, auch von seinem Anwalt. Dieser habe praktisch nichts für ihn
getan. 2500 Euro habe der Jurist in den vergangenen drei Jahren von ihm
und seinem Partner erhalten. "Zur Verhandlung ist er ohne Vorbereitung
gekommen, hat kein einziges Mal das Wort für mich ergriffen", sagt André
P. Freunde haben nun einen neuen Anwalt vermittelt. Dieser wolle das
Urteil nochmals anfechten, die Erfolgsaussichten seien aber gering.
Neuer Antrag in Kanada
Sein Partner warte auf den Termin beim Verwaltungsgericht. Selbst
wenn er Recht bekommen würde, wolle er nicht alleine in Deutschland
bleiben, sagt André P. über den Mann, mit dem er seit 18 Jahren
zusammenlebt. "Wir überlegen, einen Asylantrag in Kanada zu stellen."
Die vergangenen drei Jahre habe er nur als Kampf mit den Behörden
erlebt.
Sein Protest hat in den sozialen Medien für Aufmerksamkeit gesorgt.
Ein Artikel des Schwulen-Magazins "Queer" wurde Hunderte Male geteilt.
Neben anderen Politikern aus ganz Deutschland hat auch der Regensburger
Landtagsabgeordnete Jürgen Mistol reagiert: "Einen Nachweis erbringen,
dass man schwul ist: Wie soll das denn funktionieren, liebes Gericht?
Das klingt eher nach Absurdistan", schrieb der Grüne auf Twitter. Das
Verwaltungsgericht rechtfertigt gegenüber der "Mittelbayerischen
Zeitung" das Urteil, der Vortrag André Ps. sei für die Richterin nicht
glaubhaft gewesen.
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